Suzi² oder ein Heli auf Diät

Ist man auf der Suche nach einem leichten Heli, kommt man an Peter Türks Suzi Reihe nicht vorbei. Ursprünglich wollte ich nur LowRPM, egal welches Modell, aber als ich einen Artikel über diesen schönen Umbau in der Heli4Fun las, wusste ich, dass es ein Suzi Janis werden würde, das Vorhaben wurde auch schleunigst umgesetzt.

Inzwischen sind es zwei Suzi Janis, ein Suzi Laos und ein Suzi Suzi geworden, ein Janis hat den Senderausfall meiner Futaba nicht überlebt, die anderen erfreuen sich immer noch bester Gesundheit.

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Kurz zur Geschichte:

Zu Zeiten, als der T-Rex 700 E gerade mal in Planung war, kam bei Peter der Wunsch nach einem Elektroheli der 90er Klasse auf. Nach seinen eigenen und den Ideen von Hans Rosenauer entstand daraus der dann nach ihm benannte Suzi Hans, der optisch gar nicht so anders aussieht, als der Standard T-Rex 700 N und auch gleichzeitig die Basis des Suzi Janis darstellt. Letzterer ist optisch allerdings eher an den TDR angelehnt und verwendet auch dessen Haube. Nach diversen Varianten
z.B. mit doppelten Hauptzahnrädern war klar, dass ein komplett neuer Suzi her musste. Zusammen mit Dr. Ralph Okon (bekannt für seine starken, selbstgewickelten Motoren) entstand die Idee, einen Heli der 800er Klasse aufzubauen und die Gewinne als Spende zum Bau einer neuen Schule nach Laos fließen zu lassen. Zusätzlich spendeten die Beteiligten auch noch eine nicht zu verachtende Summe privat. Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen und die Schule gebaut.
Der Suzi Laos ist immer noch der aktuelle Heli aus der Türk'schen Helischmiede und meiner Meinung nach auch der interessanteste, wenn auch schwierigste Bausatz.

Beim Lesen des großen Suzi Hans/Janis/Laos Threads war indes häufiger die Rede von “dem Parkflyer“, den ich nicht kannte und dem ich erst wenig Beachtung schenkte. Erst als ich mit Peter über einen richtig leichten Suzi Janis diskutierte, kam dieser wieder zur Sprache: ein 700er Heli mit einem Gewicht unter 3kg, also etwa 2 Kilo weniger als der Standard. Ich war sofort Feuer und Flamme, den musste ich bauen, egal ob sinnvoll oder nicht. Und so startete ich mit viel Hilfe und Tipps von Peter in das Abenteuer Leichtbau. Baut man richtig leicht, muss man in erster Linie am Chassis sparen, also wurde der eh schon leichte Suzi Janis weiter modifiziert. Ich hatte das Gefühl, Peter ging richtig darin auf, er hat sich direkt ans Zeichenbrett gesetzt und mir wenige Tage später seinen Suzi Suzi zugeschickt. Suizid im Quadrat, das machte neugierig und so war ich richtig gespannt, welche Ideen zur Gewichtsersparnis in dem neuen Parkflyeraufbau steckten.

Auf geht's!

Anfänglich, wie bei jedem Suzi, erst mal Plättchen raustrennen und Kanten feilen, das nervt eigentlich immer am meisten.

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Danach mal probeweise zusammenstecken, sieht schon ganz gut aus.

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Beim klassischen Janis werden die Sechskantdurchverbinder von Align genutzt, die nicht nur praktisch, sondern auch vergleichsweise schwer sind. Abhilfe schaffen Rundmaterial mit aufgesteckten CFK Röhrchen. Der restliche Zusammenbau gestaltet sich sehr Janis ähnlich, die Komponenten müssen natürlich passend gewählt werden. Man braucht keine HV Servos mit 20 kg Stellkraft für einen 3 Kilo Heli, der nur im Rund- und Kunstflug bewegt wird, ich habe welche mit 9 kg eingebaut, absolut ausreichend. Der Motor ist eigentlich für 500/600er Helis gedacht, hat eine (Verlust-)Leistung von etwa 2kW und wird durch den Jive 80+ Pro HV mit Strom versorgt. Durch das eingebaute BEC mit 8A ist er vergleichsweise leicht. Kontronik gibt dafür 84 Gramm mit Kabeln an, konkurrenzlos wenig, aber leider auch nicht ganz richtig. 106 Gramm zeigte meine Waage (mit einem Kabel), gut ein Viertel mehr. Nach Kontakt mit dem wirklich ausgezeichneten Kontronik-Support wurde mir ein Umtauschrecht eingeräumt, habe ihn aber trotzdem behalten, weil die Kabel ohne Garantieverlust gekürzt werden durften. Das spart zwar nicht viel, aber wenn ich eins beim Leichtbau gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass auch Kleinvieh Mist macht. Alles ab einem Gramm Ersparnis war zumindest beachtenswert, so dass ich an den kuriosesten Stellen sparte. Die Rotorwelle ist hohlgebohrt, Empfänger und Stabi wurden als gr-18 Einheit angeschafft, die kaum mehr wiegt, als ein Standard Graupner Empfänger und ein vollwertiges Heli-Stabilisationssystem beinhaltet. Sogar die Servokabel wurden gekürzt, ein interessantes Vorhaben, musste ich doch das Crimpen erst lernen.

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Das geringste Kosten-Nutzen-Verhältnis hatten die Titanschrauben, die ich aber auch in der Hauptsache zum Einstellen des Schwerpunktes genutzt habe, effektiv keine zehn Gramm Ersparnis, aber da ich einen leichten 6s Akku als Stromversorgung eingeplant habe, musste das Heck leichter werden. Ein paar Gramm am äußersten Ende machten aufgrund des Hebelgesetzes vorne sehr leichte Akkus möglich. Inzwischen fliege ich mit einem 4200er Akku von XCell, der gute 600 Gramm auf die Waage bringt, der Schwerpunkt passt so ausgezeichnet. Man muss an dieser Stelle auch noch bedenken, dass meine extra von Peter angefertigte CFK Haube nur 99 Gramm auf die Waage bringt, also weit über 100 Gramm weniger als Jan Henseleits Original. Auch die Heckabstrebung nebst Heckschelle aus CFK sind Neuentwicklungen des Tüftlers und wiegen deutlich weniger als die Align Alu-Teile. Das originale Heckrohr aus Alu ist auch sehr schwer, so dass ich auf Franz Pfurners CFK Variante ausgewichen bin. Dazu ließ ich ein Lager auf der Starrantriebswelle weg und positionierte das verbleibende relativ mittig, das spart Lager und Dämpfungsgummi.

Haupt- und Heckrotorblatthalter aus Plastik sparen auch noch etwas, waren aber schwer zu bekommen. Align produziert diese inzwischen meines Wissens nach nur noch aus Alu, sieht natürlich schöner und professioneller aus, aber macht seine Arbeit nicht unbedingt besser als ordinäres Polycarbonat.

Als Hauptrotorblätter kamen 690er Insane zum Einsatz, bei den Heckblättern fiel die Wahl auf 105er NHPs. Rotortech Funkeys wären wohl noch etwas leichter gewesen, sind aber mit knapp 30 Euro + Versand dann doch etwas zu teuer. Aber mal sehen, wohin die Reise geht. Obwohl inzwischen mit 2868 Gramm fertiggestellt, ist das Projekt für mich noch nicht abgeschlossen. Es ist noch so viel Luft nach unten, dass ich es einfach nicht lassen kann und bestimmt noch das ein oder andere Gramm einspare. Möglichkeiten wären z.B. das Kürzen der Hauptrotorwelle: Durch den etwas schwächlichen Motor kann ich keine 14 Grad kollektiv einstellen, zehn mussten reichen, selbst dabei geht er schon etwas in die Knie. Dadurch gewinnt man aber nach oben reichlich Platz, der eben durch das angesprochene Kürzen Gewicht spart. Es sind nur ein paar Schrauben durch welche aus Titan ersetzt worden, auch hier könnten bestimmt noch zehn Gramm gespart werden, insbesondere die langen und schweren Motorbefestigungsschrauben, sowie jene, die den Motorträger fixieren sind dankbare Kandidaten. Desweiteren hat YGE jetzt einen neuen Regler herausgebracht, der mit einem starken BEC aufwartet. Der YGE 90 LV V2 wiegt laut Datenblatt 82 Gramm, 24 Gramm Ersparnis wären hier möglich. Zum Zeitpunkt der Komponentenplanung wusste ich von diesem noch nichts. Grundsätzlich könnte man auch dessen Anschlusskabel auf das Minimum kürzen, was ich mir beim Jive aufgrund des Preises bisher doch verkniffen habe.

Ich denke, insgesamt sitzen noch etwa 100 Gramm drin. Man muss allerdings bedenken, dass so ein leichter Heli nicht nur Vorteile hat. Beim Erstflug schob trotz Stabi jede noch so leichte Windboe den Heli zur Seite, beim Einfliegen eine äußerst unangenehme Geschichte. Beim darauffolgenden
Rundflug allerdings merkte man davon nichts mehr. Als Fazit kann ich nur sagen, dass sich der Bau sehr gelohnt und mir viel Freude bereitet hat. An dieser Stelle noch eine Entschuldigung an meine Frau, die das mit der Freude etwas anders gesehen hat, Leichtbau kostet nämlich viel Zeit und die musste ich irgendwo abknapsen. Danken möchte ich deshalb in allererster Linie ihr, für ihre Geduld, ihren Zuspruch und die zusätzliche Arbeit, die sie meinetwegen hatte.
Dicht gefolgt von Peter, der mich nicht nur mit dem Chassis und den passenden Teilen versorgte, sondern auch einen grandiosen E-Mail Support leistete. Und nicht zuletzt meine Vereinskameraden André und Sascha, die mich immer wieder davon abhielten, Teile einfach wegzulassen, die durchaus einen Sinn hatten.

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Nachtrag:
Es hat sich etwas getan, der Kontronik-Regler wurde wie o.a. durch den von YGE ersetzt, ein paar Kleinigkeiten optimiert und die Telemetrie entfernt, die Servokabel des YGE haben keinen Ferritkern, von denen der Kontronik pro Kabel je eins hat, das Gesamtgewicht reduziert sich dadurch auf 2799g.

„Kleinigkeiten“ beinhaltet auch die Heckrotorblätter von Funkey. Hätte ich gewusst, dass diese gegenüber den NHPs nur eine Ersparnis von 0,3 Gramm pro Blatt bringen, hätte ich natürlich darauf verzichtet. Durch den Wechsel des Reglers habe ich eine deutlich höhere Drehzahl des Hauptrotors und der
Heli fliegt trotz 10 Grad Maximal-Kollektiv-Pitch richtig zackig, dazu interessanterweise keine Drehzahleinbrüche mehr. Wenn jetzt nicht so viel Arbeit in der Maschine stecken würde, könnte sie mein Alltagsheli werden, aber ich habe schon bemerkt, dass ich aus Angst, das Sahnestück zu erden viel zu vorsichtig damit fliege.

Nachtrag Nummer 2:
Der Chinese hat auf seiner Seite eine feine Akku-Suchfunktion, mit der ich einen etwas kleineren und schwächeren Akku gefunden habe. Ein 6s Zippy 4000 mAh mit 25C ist es geworden und spart 81 Gramm, alleine 3% des neuen Helis. Mit etwas Kopfrechnen kommen wir auf 2718 Gramm Gesamtgewicht, mit ein paar zusätzlichen Aufklebern und sonstigem Schnickschnack lande ich bei 2725 Gramm.

Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal fast auf die Hälfte des Normalgewichts kommen würde und noch viel weniger, dass er nachher auch noch so gut fliegt.